Vom Aufstieg der Markgrafen von Baden zur Reformation

Eine weitere politische und territoriale Neuordnung der Region am Rhein kündigte sich an, als Kaiser Rudolf von Habsburg Anfang 1274 die Orte Mühlburg, Durlach und Grötzingen eroberte. Markgraf Rudolf I. von Baden, der zuvor vom Grötzinger Grafengeschlecht die Burg auf dem Turmberg erworben hatte, wurde in seinen Rechten belassen. Als Vogt über Kloster Gottesaue und dessen Besitztümer überließ er den Mönchen am 04.10.1275 das Dorf Eggenstein gegen eine jährliche Abgabe von 12 Pfund Hellern und 8 Malter Weizen. Das Markgrafengeschlecht von Baden gewann in der Folgezeit zunehmend an Einfluß: 1453 hinterließ Markgraf Jakob seinem Sohn 5 territoriale Ämter: Mühlburg, Durlach, Ettlingen, Kuppenheim und Graben. Eggenstein wurde dem Amte Mühlburg zugerechnet. Während also Kloster Gottesaue nach wie vor Eigentümer, Grund- und Gutsbesitzer war, galt der Markgraf als Oberherr in der Landschaft.

Die Markgrafen verstanden sich zudem als Förderer kirchlichen Lebens. An vielen Orten entstanden Kirchenneubauten im gotischen Stil. So beispielsweise in Hochstetten (1479) und Knielingen (1480), Berghausen, Söllingen und Stein. Auch die Eggensteiner Kirche muß wohl in diesen Jahren im Stil der Zeit erneuert worden sein. Ein konkretes Baudatum sowie Angaben über die damaligen Baumeister sind aber nicht überliefert.

Zwischen 1501 und 1525 fegten die von aufständischen Bauern getragene Bundschuhbewegung und der Bauernkrieg durch die Lande. 1525 trafen die Kriegswirren insbesondere das Kloster Gottesaue sehr hart, das ja bekanntlich noch immer die Kirchenherrschaft über die Pfarrei Eggenstein ausübte. Dieses wurde von den Horden gestürmt, ausgeraubt und verbrannt. Abt und Mönche mussten fliehen. Will man den Zeugenaussagen des Eggensteiner Bürgers Kilian Neck in späteren gerichtlichen Untersuchungen zu den Vorfällen Glauben schenken, hatte sich angeblich kein Einwohner aus Eggenstein an den Raubzügen beteiligt. Fest steht jedenfalls, dass 1547 die Gottesauer Mönche in ihr verwüstetes Kloster zurückkehrten und aus Geldnot zur Veräußerung ihrer Güter gezwungen waren. Sie verkauften u.a. die verwüsteten Höfe von Frechstatt, jetzt Altstatt genannt, an die badische Markgrafschaft, welche wiederum einen Großteil davon für 1500 Gulden den Eggensteinern überließ. Diese trugen die restlichen Hofgebäude ab, ebneten das Gelände ein und verwandelten es in Ackerland. 1553 wurde unter Markgraf Karl II. Kloster Gottesaue auch formal mit allen Rechten wiederhergestellt. In Eggenstein wurde ein Fleckensbüchel angelegt, in dem der Gemeinde zugehörige Grundstücke und Bodenbesitztümer nebst der zugehörigen Zinslast vermerkt wurden. Das Kloster besaß im Dorf übrigens einen Hof, in dem die Zinslasten der Einwohner eingezogen und nach Gottesaue abgeführt wurden: dieses Götzenhöflein (Verballhornung von Gottesauer Höflein) befand sich wahrscheinlich an der Stelle des späteren Hahnenhofes unterhalb der Kirche.

Neben den sozialen Verhältnissen waren auch die kirchlichen Zustände im Laufe der Zeit in gehörige Schieflage geraten. Während in anderen Regionen des Deutschen Reiches die durch Luther angestoßene Reformation den alten religiösen Muff hinwegzublasen begann, stöhnten auch die Eggensteiner unter den Eskapaden ihres Pfarrers: fortgesetztes negatives Verhalten, wie Trunksucht und Gotteslästerung wurden dem Geistlichen vorgeworfen. Es kam schließlich so weit, dass Pfarrer Roßreuter 1551 vom Mühlburger Amtmann gefangengesetzt und dem Bischof zur Bestrafung übergeben wurde. Nebst einer zu entrichtenden Geldbuße von 6 Gulden landete der unbotmäßige Geistliche im Gefängnis.

Als Markgraf Karl II. dann am 1. Juni 1556 in der Markgrafschaft die protestantische Reformation einführte, war es auch in Eggenstein aus mit dem Katholizismus. Da sich die Mönche in Kloster Gottesaue partout geweigert hatten, den neuen Glauben anzunehmen, hob der Markgraf das Kloster kurzerhand auf und zog dessen Besitztümer ein. Das Patronat über die Pfarrei Eggenstein und die einstigen Besitztümer des Klosters im Ort gingen damit auf die Markgrafschaft über. Auch das „Klösterlein" in Schröck fiel in diesem Zusammenhang an den Markgrafen. Eggenstein und Schröck wurden evangelisch. Übrigens entging den Bilderstürmern ein Madonnenbildnis in der Eggensteiner Kirche, das die nächsten 90 Jahre gut versteckt auf dem dortigen Speicher die Wirren der Zeit überdauerte.

Der Text stammt von Steffen Dirschka, ehemaliger Gemeindearchivar. Er wurde von Wolfgang Knobloch, ehrenamtlicher Museumsleiter, und der Gemeindearchivarin Katrin Kranich fortgeschrieben. Ausführlicher können Sie alles in den Chroniken der beiden Ortsgemeinden nachlesen, die im Rathaus und der Buchhandlung Krissel erhältlich sind.