Heimathaus am Ankerberg 8 aussen

Heimathaus

Historie des Anwesens

Der Standort am Ankerberg 8 hat einen besonderen geschichtlichen Hintergrund, denn es handelt sich um die wahrscheinlich älteste Verbindung zwischen Hoch- und Tiefgestade, die seit der Römerzeit genutzt wurde.
Bei dem um 1600 erbauten Fachwerkhaus handelt es sich vermutlich um das Wohnhaus eines Fischers, der hier direkt am Abhang zum Tiefgestade sein Anwesen mit kleiner Scheune und Stallung sowie einem Holzschopf erbaut hatte. 
Das Haus könnte während des Dreißigjährigen Krieges oder 1689 durch Brand beschädigt und dann wieder aufgestockt worden sein, wie die zwei horizontalen Querversteifungen des Fachwerks im Obergeschoß vermuten lassen.

Umwandlung zum Museum

Die Gemeinde hat 2012 das letzte noch umfassend erhaltene Fachwerkhaus in Eggenstein erworben, nachdem Bürgermeister Bernd Stober bei einem Abendspaziergang zufällig gesehen hat, dass es zum Verkauf steht.

2014 hat Gemeindeverwaltung die Fenster erneuern und die Scheune neu eindecken lassen. Alle Sanierungsarbeiten im Inneren, wie z. B. den Rückbau, das Neuverlegen der Holzfußböden, die Verputz- und Malerarbeiten, vor allem aber die aufwendige Renovierung des Stallbereiches in der Scheune erfolgten in ehrenamtlicher Arbeit durch Mitglieder unserer Agendagruppe Ortsgeschichte. So veranschaulicht das Heimathaus nicht nur die Ortsgeschichte, sondern steht als Symbol für gelebtes bürgerschaftliches Engagement.

Heimathaushelferteam 2017 der Bautrupp

Bis heute ist diese Gruppe von Senioren in Haus und Hof aktiv und führte im Jahre 2021 die Dachisolierung der Scheune durch.

​Ausstellungsk​​​onzept

Im ehemaligen Wohnhaus entstand unter tätiger Mithilfe der HOG Siwatz e.V. Eggenstein die Rekonstruktion einer donauschwäbischen Küche, die Teilrekonstruktion einer Stube und eine Großvitrine mit Trachten und Sachobjekten zur Geschichte des ehemaligen Heimatortes vieler in Eggenstein sesshafter Heimatvertriebener und Flüchtlingen.

Auch die Themen­-Auswan­derung von Ortsbürgern nach Russland und Amerika werden hier kurz erwähnt.
Thematisch gehört dazu die in der ehemaligen Waschküche des Anwesens entstandene Rekonstruktion einer Not­unterkunft, wie sie in den ehemaligen Barackenlagern des Reichsarbeitsdienstes ab 1946 zur Erstaufnahme von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen benutzt wurde. Eine große Zahl von "Notprodukten" zeugt vom Ideenreichtum der fast mittellosen Neubürger, die sich mit der Herstellung von Gebrauchsgeräten und nicht ganz legalen Tabakprodukten über Wasser halten mussten.

Im Obergeschoß des Hauptgebäudes geht es neben einer kleinen Übersicht über die archäologischen Funde aus unserer Gemeinde vor allem um die Darstellung der Entwicklung der Gesamtgemeinde von einer bäuerlich-handwerklich geprägten Arbeitswelt zu einer sich im Laufe des 19. Jahrhunderts stetig entwickelnden Industrialisierung der Stadt Karlsruhe und der stadtnahen Gemeinden. Vor allem die Ziegeleien und der wichtige Hafen in Schreck/ Leopoldshafen spielten für die wirtschaftliche Entwicklung Eggensteins eine große Rolle. Ziegeleibesitzer, wie z. B. der Bürgermeister und spätere Landtagsabgeordnete Ludwig Neck, erbauten die ersten "Villen" im Dorf und pflegten eine fast großbürgerliche Lebensweise.

Im nicht öffentlich zugänglichen Spitzgiebel des Haupthauses befindet sich der umfangreiche Bücherbestand der Gemeindemuseen, der nach Absprache gerne genutzt werden kann.

In der ehemaligen Scheune und Stallung fanden an über zwanzig Einzelstationen Werkzeuge, Geräte, Maschinen und Produkte der früher im Dorf ansässigen Handwerksbetriebe, Bäckereien und Gastwirtschaften ihren Platz. Eine besondere Stelle nimmt dabei die von dem Eggensteiner Wagner Friedrich Heyl erfundene und sogar patentierte und nur noch in einem Exemplar komplett erhaltene Radmaschine ein.

Ein kulturhistorisches Kleinod ist mit viel ehrenamtlichem Engagement entstanden und der Bevölkerung zugänglich gemacht. Dieses historische Gebäude ergänzt das Heimatmuseum und die Fähre Sophie im Alten Hafen und präsentiert die Ortsgeschichte in weiteren Facetten.

Das Heimathaus sollte kein zweites Heimatmuseum werden, sondern eigene thematische Schwerpunkte vermitteln. Da in Leopoldshafen - bedingt durch den ehemals bedeutenden Hafen - der Fokus auf dem Rhein (Rheinübergänge, Schifffahrt, Handel...) liegt und außerdem die Vor- und Frühgeschichte mit bedeutenden archäologischen Funden vor allem dort präsentiert wird, konnten im Heimathaus ergänzende Gesichtspunkte wie Flucht, Vertreibung, Migration, Aus- und Rückwanderung (Amerikasiedler, deutsche Ostsiedlung und ihr Ende) sowie Eggensteiner Ortsgeschichte u.a. anhand von Darstellungen der dörflichen Handwerke behandelt werden.

Text von Wolfgang Knobloch, ehrenamtlicher Museumsleiter

Flyer zur Entstehung des Heimathauses im Jubiläumsjahr (PDF)

Kontakt

Wolfgang Knobloch

Ehrenamtlicher Museumsleiter

07243 63131

wo-knobloch(at)t-online.de