Es gibt viele interessante Geschichten in Verbindung mit Eggenstein-Leopoldshafen.
Hier veröffentlichen wir immer mal wieder eine neue.
„Belle“ - Idylle in den Rheinauen
Eggensteiner „Belle“ erlebte mit legendärer Pappel einst touristische Höhepunkte
Von Alexander Werner
Langfassung von Beiträgen der Badischen Neuesten Nachrichten vom April 2019, letzte Erweiterung am 17. Mai 2019.
Artikel von Alexander Werner als pdf
Mit der „Belle“ besitzt Eggenstein ein beschauliches Plätzchen am Rhein. Seit langer Zeit zieht es Ausflügler aus der ganzen Gegend an.
Belle - Idylle in den Rheinauen 2019 von Alexander Werner
Albrenaturierung nahe der Belle
Die im Mai 2014 von der Gemeinde vollendete Renaturierung des Albkanals wertete das weitere Areal noch erheblich auf. Die historische, eiserne „Bellebrücke“ über den Albkanal war 2013 abgebrochen und durch eine neue Wirtschaftswegbrücke ersetzt worden. Der Albkanal beginnt kurz vor der Mündung der Alb beim Ölhafen und fließt dreieinhalb Kilometer weiter nördlich über den Pfinzentlastungskanal in den Rhein. Seit ein Entnahmebauwerk im Hochwasserdeich erstellt wurde, strömt auch Rheinwasser durch den Kanal. Mit der Renaturierung wurde der Kanal auf einer Strecke von zwei Kilometern verengt. Nebenrinnen wurden gegraben und Totholz eingebracht. Damit entstanden neue, wertvolle Lebensräume für typische Auenbewohner.
Bellefest mit Tradition 2018, Foto Alexander Werner
Foto Orchester 1990, pr/Lyra-Archiv
Um 1990 wurde das „Lyra“-Orchester an der „Belle“ mit Leiter Mathias Dürr abgelichtet.
Musikverein „Lyra“
Seit Jahrzehnten veranstaltet der Eggensteiner Musikverein „Lyra“ im Mai bei großem Zuspruch das „Bellefest“. Trotz diverser witterungsbedingter Ausfälle bewahrte der Verein diese Tradition. Wie in der Vereinschronik zu lesen ist, habe die „Lyra“ schon 1928 unter dem Motto „Ausflug an die Belle“ Events mit Platzkonzert geboten. Zeitgenössische Zeitungsberichte ließen sich nicht finden.
Allerdings liefern Originaldokumente aus Kurt Kiefers Archiv detaillierte Informationen zum Event. Der Eggensteiner war später 18 Jahre Kassierer des Vereins. Die Karlsruher Brauerei Fels bestätigte der „Lyra“ in einem Brief an Albert Schnürer vom 12. Mai, dass sie den am 27. Mai 1928 stattfindenden Ausflug mit Bier und Wirtschaftsgerät beliefern werde. Konkret waren das 800 bis 1000 Liter helles Lagerbier in rund 40 bis 50 Liter haltenden Fässern. Zum Tag der Lieferung gelte der Verbandspreis von 35 Reichsmark pro Hektoliter ausschließlich Biersteuer. Das zum Kühlen nötige Eis komme auf zehn Pfennig pro Barren. Leihweise ohne Berechnung stellte die Brauerei zwölf Waldfestbänke, zwei Anstichhahnen, zwei Ventile und zwei Klopfhölzer zur Verfügung. Die Miete für 300 Zweiliterkrüge betrug fünf Pfennig pro Stück. Angeliefert wurde alles am Vortag bei Wirt Ludwig Endle. Eventuelle Ausbesserungsarbeiten für beschädigte Bänke würden zum Selbstkostenpreis berechnet, so Fels. Aus dem Schreiben geht weiterhin hervor, dass Bürgermeister Wilhelm Stern und Karl Friedrich Schäfer die Bürgschaft in selbstschuldnerischer Weise übernommen haben.
Belegt ist, dass der Verein hohe Wertschätzung über den Ort hinaus erfuhr. Zum Ausdruck brachte das im Juni 1927 das Karlsruher Tagblatt in einem Betrag über den „Musikerwettstreit“ mit auswärtigen Gastvereinen in Eggenstein. Hervorgehoben wurde, dass die „Lyra“ an diesem „Ehrentag“ Jubiläum feierte. An welchem Jahr sich dieses festmachen könnte, erwähnte die Zeitung nicht. Allerdings wird, der Rede des damaligen Festpräsidenten Theodor Seufert folgend, die Chronik angerissen. Demnach wurde 1864 mit der Feuerwehr eine Musikkapelle gegründet. Störend hätten die Kriegsjahre 1870/71 in die Entwicklung eingegriffen, die erst 1875 wieder an das Erreichte angeknüpft habe. 1924 konstituiert sich die „Lyra“ schließlich als Musikverein mit begleitender Feier des 60. Feuerwehrgeburtstags. Möglicherweise feierte der Verein 1927 schlicht zeitversetzt seine Ursprünge nach. Damals ging es an der „Belle“ bereits wieder ruhiger zu.
In den 1890er-Jahren hatte der Ausflugsbetrieb am Platz seine absoluten Höhepunkte erlebt. Jetzt recherchierte Zeitungsberichte aber belegen einen weitaus früheren Tourismusverkehr an der „Belle“. Am 8. September 1857 ließ die Karlsruher Zeitung eine „heitere Sängerfahrt“ des Gesangvereins „Liederhalle Karlsruhe“ Revue passieren. Von Maximiliansau aus ging es „mit bewimpelten Schiff“ unter Liederklang auf dem Fluss nach einem auf Höhe von Eggenstein gelegenen, „Bell“ genannten „Uferpunkte“. Der Artikel gibt Ausschluss über dessen Bedeutung und Aussehen. Die „Bell“ sei ein von der großherzoglichen Wasser- und Straßenbaudirektion angelegter Stationsplatz für Uferbauten, hieß es. Es sei ein äußerst idyllischer Punkt, mit einem einfachen Haus, Mooshütten und -bänken, Wald- und Gartenanlagen. Bewohnt werde er vom Stationswart, einem würdigen Veteran aus Zeiten der napoleonischen Kriege. Es sei ein schöner Punkt an dem vaterländischen Strome, der gerade dort durch interessante Wasserbauten bezwungen worden sei, mit herrlichem Laubschatten und einer schönen Aussicht auf die jenseitigen Gebirge. So mag es auffallen, dass dieser so wenig gekannt und besucht sei, vermerkte der Autor. Schon die gewaltige und eigentümliche Pappel, von der der Ort seinen Namen habe, sei für den Freund der Natur eines Besuchs wert. Tatsächlich wurden schon seit Jahrhunderten speziell Schwarzpappeln „Bellen“ genannt. Wenngleich der Begriff mundartlicher, pfälzischer Herkunft war, verwendete ihn auch der Forst etwa bei Holzversteigerungen. Demnach wurde der ab der Zeit um 1860 fast nur noch als „Belle“ erwähnte Ort Mitte des 19. Jahrhunderts von Auswärtigen noch seltener frequentiert. Der Artikel gab jedoch einen Vorgeschmack auf das Kommende. Der wackere Dammmeister Neck habe Tische und Bänke, Speis und Trank besorgt, war weiter zu lesen. Mehrere muntere Jagdgesellen seien dazugekommen. Deren Büchsenknall habe dem Hoch der Toaste einen verstärkten Nachdruck verliehen. Gerstensaft sei als wichtiges Requisit aller Sängerfahrten reichlich geflossen. Das Amt des Dammmeisters lag über 100 Jahre bis um 1870 in der Familie Neck. Er kam grundsätzlich aus dem Ort und hatte die Aufsicht über die Wasserwehr und die Rheindämme. Zurück ging es für die Gruppe nach Karlsruhe dann von Eggenstein aus per „Omnibus“. Dieser Begriff kam bereits um 1825 in Paris auf und wurde für größere Kutschen gebräuchlich – allerdings nicht für Postkutschen. Mit der Motorisierung wandelte er sich dann zu Kraft- oder Motoromnibus.
Maximiliansau hatte eine besondere Bedeutung für den Schiffsverkehr. 1844 wurde berichtet, dass der Freihafen von Leopoldshafen bis in jüngste Zeit stark besucht gewesen sei, weil dort die Dampfschiffe landeten. Seit der Errichtung der Knielinger Rheinbrücke 1840 habe sich jedoch aller Verkehr nach Maximiliansau gezogen. Deswegen sei auch das Hauptsteueramt von Leopoldshafen dorthin versetzt worden. 1833 hieß es, dass die Rheinische Dampfschifffahrtsgesellschaft täglich mit fünf Dampfschiffen in Leopoldshafen lande. 1845 wurde vermerkt, dass es im Weiler Maximilansau außer einer Badeanstalt noch andere Gebäude wie ein Zollhaus und eine Wohnung der Agenten der Kölnischen und der Baslerischen Rheinschifffahrtsgesellschaft mit Passagierplätzen und Büreaus gebe. Denn in der Nähe befänden sich die neue, auf 36 Pontons ruhende Rhein-Schiffbrücke und der Landungsplatz der Dampfschiffe. Die Kölnische Gesellschaft warb in Zeitungen eifrig für ihre täglichen Fahrten ab Maximiliansau mi drei Schiffen. Im Juni 1841 etwa für solche zwischen Straßburg und Köln oder 1845 nach Mannheim, Köln, Bingen, und Mainz. An der „Belle“ wurde eventuell nur bei Bedarf Halt gemacht. Ein Beitrag der Karlsruher Zeitung vom 1. Juli 1858 lässt auf einen dort anziehenden Besucherverkehr schließen. Der Landwirtschaftliche Bezirksverein Karlsruhe hielt am Peter- und Pauls-Tag seine Hauptversammlung an der „Bell“ ab, an der „bekannten Rheinbau-Hütte bei Eggenstein“. Mit drei großen, festlich beflaggten Schiffen sei die Gesellschaft von der Rheinbrücke aus an die „Bell“ gefahren. Dort sei sie bereits von einer großen Menge von Vereinsmitgliedern aus anderen Teilen des Bezirks und vielen Einwohnern umliegender Ortschaften erwartet worden. Unter Böllersalven habe die Landung stattgefunden. Mit dabei war eine stattliche Zahl von Federvieh. Etliche 30 Paar Hühner, Enten, Gänse und Perlhühner seien herbeigeschafft und unter den Mitgliedern verlost worden, wurde berichtet. Verbunden gewesen sei die Verlosung mit der Verpflichtung, die gewonnenen Tiere wenigstens ein Jahr lang zur Züchtung im Amtsbezirk zu verwenden. Eine Meldung des Karlsruher Tagblatts von Ende Juli 1859 über einen Vergnügungsausflug des Bürgervereins Karlsruhe per Schiff an die „Bell“ steht beispielhaft für einen mittlerweile wohl regeren Betrieb. Darüber hinaus förderte der neue und extra für Karlsruher Bedürfnisse angelegte Hafen Maxau ab 1862 und auf Kosten von Maximiliansau die Schifffahrt ab Karlsruhe. An der „Belle“ gab es aber noch weitere Aktivitäten. Mitte März 1861 kündigte die großherzoglich badische Bezirksforstei in der Karlsruher Zeitung eine Holzversteigerung am Rheinbauhäuschen an der „Belle“ an. Mitte Oktober 1865 war es die Wasser- und Straßenbauinspektion, die fürs Spätjahr die Abgabe von sehr schönen, drei- bis vierjährigen Bäumen aus Baumschulen in Neuburgweiher und der „Belle“ bekannt gab. Erwähnt wurden 400 Birn-, 600 Apfel- und 70 Nussbäume, die vom Rheinbauwächter vorgezeigt würden. Gänzlich anderen Charakter hatte das, was auch für die Jahre 1883, 1886 und 1893 belegt ist. Anfang Juli 1882 informierte das Karlsruher Tagblatt über kommende Militärschießübungen auf den Wiesen südlich Eggensteins zum Rhein hin. Es handele sich um eine Gefechtschießübung mit scharfen Patronen. Eingeschlossen seien die Teutschneureuter und Eggensteiner Gemarkungen. Das Terrain werde gesperrt. Betroffen sei dabei auch der von der „Belle“ über den Neupfortzer Kopf bis nach Eggenstein führende „Rheinweg“. Am 17. Juni 1883 brach der bekannte Karlsruher Ruderclub „Salamander“ vom Hafen Maxau gen „Belle“ auf. Nach der munteren Rheinfahrt mit Musik währte die Nachfeier des Stiftungsfests es an der „Belle“ drei Stunden weiter. Zurück ging es per Fuß nach Eggenstein und mit der Bahn nach Karlsruhe. Dies wirft ein Schlaglicht auf infrastrukturelle Veränderungen, die sich auch auf Ausflugsfahrten auswirkten.
Seit der Jungfernfahrt auf der Rhein- oder Rheintalbahnstrecke zwischen Mannheim und Karlsruhe am 4. August 1870 war der Eggensteiner Bahnhof eine Drehscheibe für den lebendigen Arbeits- und Privatverkehr. Schiff und flexiblere Bahn wurden bei Ausflügen häufiger kombiniert. Grundsätzlich aber bedeutete der Zugverkehr nicht zuletzt unter preislichen Aspekten eine starke Konkurrenz für die Schifffahrt.
Für einen Aufschwung an der „Belle“ steht, dass der Eggensteiner Krämer Karl Kollum aus der Wirtsfamilie des „Deutschen Kaisers“ im Juni 1886 beantragte, dort eine Badeanstalt aufstellen zu dürfen. Involviert ins „Belle“-Geschäft war auch sein Onkel, der Kaiserwirt Jakob Kollum. Karl Kollum sei ein angesehener und hoch verdienter Bürger gewesen, schrieb Heinrich-Wolfgang Kollum in der 1971 bei Esser in Bretten verlegten „Familiengeschichte Kollum“. Genannt worden sei er im Ort „Werner-Kolm“, habe den erlernten Schusterberuf nur kurz ausgeübt und nach seinem Kriegsdienst 1870/71 als Krämer einen „Spezerei“-Laden mit Schuhabteilung in seinem Haus in der Hauptstraße 71 eröffnet. Später verlegte er sein Geschäft an den Kirchenberg. Er war auch als Landwirt tätig und hielt sich oft am Rhein zum Fischen auf. Am „Belle-Hafen“ hatte er ein Fischwasser gepachtet. Seine Vorliebe für das Wasser und die Natur sei wohl auch der Anlass gewesen, dort eine Badeanstalt zu gründen, vermerkte Heinrich-Wolfgang Kollum. Es war das erste Bad in Eggenstein überhaupt. 1887 suchte er bereits um eine Vergrößerung nach, weil er sich dazu „von der hiesigen Einwohnerschaft genöthigt sehe“. Zu lesen ist im Familienbuch weiterhin, dass Karl Kollum die Badeanstalt 20 Jahre erfolgreich betrieben habe.
Ende Juli 1888 waren es Christine, Witwe des Brauhauswirts Ludwig Schnürer und der Brauer „Zur Krone“ Ludwig Bolz, die um die Erlaubnis zum Betrieb der Schankwirtschaft auf dem freien Platz an der „Belle“ nachsuchten. Wie auch Brauer Jakob Friedrich Schnürer II. waren durchweg Eggensteiner Wirte gewerblich an der „Belle“ aktiv. Wie die Wirtschaft aussah, eingerichtet war und wie viel Menschen sie beherbergen konnte, lässt sich schwer nachvollziehen. Vermutlich gab es auch Freiluftbewirtung. Mitte Mai 1890 kündigten Brauer Bolz und Lindenwirt August Schnürer per Anzeige eine Wirtschaftöffnung bei günstiger Witterung an. Die Bitte an Vereine und größere Gesellschaften, vorab Nachricht zu geben, spricht jedenfalls für eine gut gerüstete Gastronomie. Bei der Ankündigung seines sonntäglichen „Fulder-Ausflugs“ am 15. Juni 1890 versprach der „Liederkranz“ Karlsruhe seinen Mitgliedern gute Restauration und Musik an der „Belle“ nach der Fahrt mit einem reservierten Salondampfer ab Maxau. Für bequeme Rückfahrt sei ebenfalls gesorgt, wie im Karlsruher Tagblatt zu lesen war. Einen Monat später begab sich der Kaufmännische Verein „Merkur“ aus Karlsruhe ab Maxau auf seinen großen Ausflug zur „Belle“. Im August 1892 brachten die Vereinsmitglieder bei einer Wiederholungstour noch ein Dampfboot dorthin.
Im Mai 1894 war es dann Magdalena „Kaiserwirtin Jakob Kollum Witwe“, die die Erlaubnis für den Betrieb einer Schankwirtschaft ohne Branntweinausschank an der „Belle“ beantragte. Mit dabei war wieder Kronenwirt Brauer Bolz. Magdalena Kollum ergänzte, dass ganz in der Nähe des Platzes die Badeanstalt sei, die häufig von Ortseinwohnern und auch Ortsfremden besucht und benutzt werden. Insofern wäre es im Interesse des Publikums. Der Vereinsausflug des Karlsruher Arbeiter-Bildungsvereins zum 1. Mai 1895 gibt ein Beispiel dafür, dass Gruppen das Ziel auch ganz ohne Bootsfahrt per Zug ansteuerten. Besonders Wanderfreudige legten die Strecke von Karlsruhe zu Fuß zurück. Ob womöglich geschäftstüchtige Eggensteiner einen Transportdienst zwischen dem Ort und der „Belle“ anboten, ist nicht bekannt. Am 16. Mai 1895 empfahl „Frau Kollum Wwe.“ vom „Deutschen Kaiser“ per Anzeige in der „Badischen Presse“ Vereinen und größeren Gesellschaften die „Wirtschaft an der Belle“. Neben dem guten Lagerbier aus der örtlichen Brauerei „Krone“ führte sie bei den Speisen auch Fisch auf. Das Angebot galt bei entsprechender Vorbestellung auch für Werktage.
1896 wurde der Stein für Hochwasserstände an der „Belle“ erstellt, der in die aktuelle Auflistung von gemeindlichen Kleindenkmälern für das ab 2018 laufende Erfassungsprojekt des Landkreises Karlsruhe aufgenommen wurde.
Um 1896 war eine Zeit, in der sich wiederum infrastrukturell etwas bewegte. Am 2. Mai 1897 begann die „Dora“ ihre Lust- und Vergnügungsfahrten. Per Anzeige im Karlsruher Tagblatt informierte der Kaufmann Jakob Wegele darüber, dass das zwölfeinhalb Meter lange, 50 Personen fassende, sechs pferdige Benzinmotorboot im Hafen von Maxau eingesetzt worden sei. Von Nachmittags ab werde die „Dora“ ununterbrochen nach der „Belle“ hin- und zurückfahren. „Zur freundlichsten Benützung ladet ergebenst ein der Besitzer.“ Gleichzeitig warb für diesen Sonntag Witwe Kollum für ihre Wirtschaft mit Musik. Für einen vorzüglichen Stoff Bier aus der Brauerei Bolz sowie für gute Speisen sei reichlich gesorgt. Bolz selbst lud gleichzeitig noch Zugfahrende in seine Gartenwirtschaft „Zur Krone“ in Eggenstein. Der Pendeldienst kam so gut an, dass Wegele mit der „Maximilian“ noch ein zweites Motorboot einsetzte. Ende Mai zeigte er an, dass abermals beide Boote nach der „Belle“ fahren und zwar gleich nach der Zugankunft in Maxau nachmittags um halb drei, halb fünf und zuletzt um sechs Uhr. Wegele schaltete 1897 häufiger Zeitungsanzeigen. Anfang Juli 1897 wies er darauf hin, dass beide Boote jeden Sonntag und Mittwoch ab 15 Uhr nach der „Belle“ und zurück fahren. Offensichtlich waren die Vergnügungsfahrten Wegeles jedoch nur eine Episode und endeten allem Anschein mit Folgen für den „Belle“-Tourismus bereits schon mit Abschluss der Saison 1897. Sicher ist, dass Wegele später Probleme mit der „Dora“ bekam. Jedenfalls begann er, sich aufs Geschäft in 1901 eröffneten Karlsruher Rheinhafen zu konzentrieren. Daneben wurde 1902 berichtet, dass wegen des schmalen Stichkanals bei Karlsruhe regelmäßige Ausflugsfahrten mit den weiter gängigen, breiten Raddampfern Richtung Mannheim nicht mehr möglich waren. Erst als die Köln-Düsseldorfer Rheinschifffahrtsgesellschaft das 1928 vorgestellte Motorschiff „Freiherr von Stein“ für den Oberrheinverkehr beschafft habe, konnten nach Vermittlung des Verkehrsvereins wieder vergleichbare Fahrten angeboten werden. Otto Bräunche führte das in seinem Buch „Rheinhafen Karlsruhe 1901-2001“ aus.
Mit dem Rheinhafen verlor der Hafen Maxau 1901 seine Bedeutung. Bis September 1901 hatte Wegele die „Dora“ ein halbes Jahr lang für Rundfahrten im Karlsruher Hafen ans Hafenamt vermietet. Als das Amt den Vertrag wegen schlechter Manövrierfähigkeit des Boots auflöste, übernahm Wegele die Fahrten selbst. Zusätzliche Ausflugfahrten aber bot er lediglich bis Maxau an, wie Zeitungsannoncen dokumentieren. Die wurden ihm aber ab 1908 wegen Betriebsuntauglichkeit der „Dora“ untersagt. Nach Ablauf der Sommersaison 1910 zog die Rheinbauinspektion das Boot deswegen ganz aus dem Verkehr. Danach übernahm die Stadt Karlsruhe 1913 selbst die Personenbeförderung mit dem Motorboot „Rhein“. Die Rheinwaldungen steuerte der Gartenbauverein Karlsruhe im Mai 1906 am Himmelfahrtstag per Bahn nach Eggenstein an. Die Restauration auf der „Belle“ wurde damals noch aufgeführt. Zu Fuß nach Eggenstein unternahm der Sängerbund „Vorwärts 1890 Karlsruhe“ 1910 seinen Maiausflug zur „Belle“ mit Picknick vor Ort. 100 Personen folgten trotz starken Regens dem Aufruf und gaben sich dem bunten Treiben mit Musik und Gesang an der „Belle“ hin. Lammwirt Ludwig Endle aus Eggenstein sorgte fürs leibliche Wohl. Zurück ging es wie bei der nächsten Tour im Mai 1911 mit dem „Dampfross“. Mit dabei waren damals 300 Leute. Wie des SPD-Blatt „Volksfreund“ berichtete, habe nicht nur am Ufer, sondern auch auf dem Wasser reges Leben geherrscht. In nur zwei Stunden habe man zehn Dampfer den Rhein hinauf fahren gesehen, was der Jugend kolossal Freude bereitet hätte. Ende April 1913 zogen die Naturfreunde Karlsruhe über Neureut und den Bodensee zur „Belle“. Ende Juni des Jahres veröffentlichte der „Volksfreund“ einen Beitrag über „Städtische Motorbootfahrten“. Mit dem Motorboot „Rhein“ seien im ersten Betriebsmonat Mai 5189 Personen befördert worden, hieß es. Im laufenden Monat seien Sonderfahrten ausgedehnt worden auf weitere Punkte. Ein Karlsruher Verein habe etwa eine gut gelungene Fahr zur „Bell“ unternommen. Nunmehr erwarte man allgemein eine Steigerung des Verkehrs. Der Artikel legt nahe, dass es zuvor eine Pause bei Bootsfahrten und einen Rückgang beim „Belle“-Tourismus` gab. Eine Bestätigung lieferte dafür im Mai 1914 der „Badische Beobachter“. Motorboothafen im Hafen fänden immer mehr Anklang, war da zu lesen. Dies sei verständlich, weil sich damit auch schöne Ausflüge in die Rheinwaldungen verbinden ließen. Eine große Erleichterung dürfte der Ausflugsverkehr im Verlauf des nächsten Jahres durch den Ausbau des Straßenbahnnetzes erwarten, so die Zeitung. Damit dürften Gebiete bis zur „Belle“ wieder zu beliebten Ausflugsplätzen der Karlsruher werden. Auffällig ist, dass die Karlsruhe Presse durchweg Ausflüge von Karlsruhern vermeldete und nicht einheimische Aktivitäten an der „Belle“.
Der 95jährige Eggensteiner und einstige Fortrevierleiter im Hardtwald, Wilhelm Knobloch, erinnert sich daran, dass es früher Bürger und Vereine aus dem Ort an Karfreitag zur „Belle“ wanderten. Zum Essen sei es dann später weiter nach Leopoldshafen gegangen. Denn in Eggenstein hatten die Lokale an dem Feiertag offensichtlich geschlossen. Der Erste Weltkrieg und seine gesellschaftlichen Folgen brachten nicht allein im Ausflugsverkehr Einbrüche. Hinweise ergaben sich erst wieder danach wie etwa ein „Belle“-Ausflug des Naturheilvereins Karlsruhe im Oktober 1921. Kunde davon, dass sich am Ort noch Anderes Tat, gab Ende März 1922 der „Volksfreund“. Aus „Anglerkreisen“ ging bei der Zeitung eine Bitte an die Rheinbauinspektion ein. Auf der Strecke von der „Belle“ bis zum „Steineck“ an der Albmündung sei vor einigen Jahren an drei Stellen der Rheindamm durchbrochen worden, damit das Altwasser einen besseren Abfluss erhalte. Zwei Durchbrüche in der Nähe der „Belle“ hätten nun betonierte Brücken erhalten. Nur der Durchbruch annähernd beim „Steineck“ sei noch offen geblieben, wurde von den Anglern moniert. Es handle sich um einen der besten Anglerplätze. Notdürftig hätten sich die Angler vor drei Jahren mittels Weidenstämmen einen Übergang geschaffen. Dieser aber sei äußerst lebensgefährlich. Die Bitte um einen Übergang wurde nie erfüllt. Auch das Argument, dass der Kostenpunkt gegenüber den aktuell fortlaufenden Dammarbeiten ein geringer sei, fruchtete nicht.
Foto 1920 Gemeindearchiv
Jüngst wiederentdeckt wurde ein Foto von der „Belle“ mit Hütte und noch stehender Pappel. Zwei Jahre später fällten Sturm und Blitz das legendäre Wahrzeichen des Ortes.
Foto 50er-Jahre Gemeindearchiv
Als idyllischer Ort am Rhein wird die „Belle“ in Eggenstein schon sehr lange gerühmt. Das Foto stammt vermutlich aus den 50er-Jahren. Die legendäre Pappel war da längst Geschichte.
Ein historisches Foto im Gemeindearchiv Eggenstein-Leopoldshafen aus dem Jahr 1920 zeigt die „Belle“ vom Wasser aus mit Pappel sowie links davon einem Häuschen sowie etwas rückversetzt einem Schuppen. Es dürfte sich um Relikte des Restaurationsbetriebs handeln. Auf einem weiteren Foto aus dem Jahr ist das kleine Rheinhäuschen verschwunden. 1922 sollte ein besonderes Jahr werden. Mitte Mai referierte das Karlsruher Tagblatt über einen Lichtbildervortrag beim Verkehrsverein Karlsruhe. In der Würdigung heimischer Naturflecken wurde die „Belle“ als hübsches Waldplätzchen aufgenommen. Vorbei an einer umzäunten Anpflanzung mit Hütte habe man dort freien Ausblick auf den Rhein. Erwähnt wurden interessante Wasserstandsmarken auf Denkstein neben einer großen kanadischen Pappel. Diese Wahrzeichen der „Belle“ aber sollte bald danach von Sturm und Blitz gefällt werden. Bereits zuvor hatte Sturm dem Baum stark zugesetzt, wie der Botaniker Ludwig Klein in seinem 1908 veröffentlichten forstbotanischen Merkbuch „Bemerkenswerte Bäume im Großherzogtum Baden“ ausführte. „In den Rheinwaldungen finden sich stattliche Schwarzpappeln (Populus nigra) in Menge. Von hervorragend starken Bäumen ist mir aber nur ein einziger bekannt, die sogenannte Belle am Rheinufer bei Eggenstein“, so Klein. Es sei „ein gewaltiger Baum von etwa 30 Meter Höhe und 5,76 Meter Stammumfang. Durch einen schweren Sturm im Frühsommer 1905 hat der Baum eine ganze Anzahl starker Äste verloren.“. Das Aufsehen erregende Ereignis des endgültigen Falls des Baums 17 Jahre später hat der Eggensteiner Fritz Köhler Ende 1922 in Poesie gefasst. Inhaltlich sind die Verse ergiebig. Nur noch Sumpf sei am Standort des ehrwürdigen Baums geblieben, der jahrhundertlang dem Wetter getrotzt habe. Sieben Mann hätten ihn kaum umspannen können. Zuletzt aber sei die Pappel nur noch Rinde und Splint gewesen. Zerrissen vom Sturm habe der gewaltige Recke und einstige Stolz des Waldes am kleinen Hafen an der linken Ecke gelegen. Er habe noch einige andere Bäume mitgerissen. Köhler war einer der sechs Männer, die die Pappel bei acht Klaftern Holz ohne Stumpf mühsam zerkleinerten. Köhler nahm ebenso auf, dass der Platz als Ausflugsort bekannt war und dort manch großes Fest gefeiert wurde. Manches Liebespaar habe sich einst im Schatten des Baums geküsst. Hermine Maier-Heuser malte Ende Mai 1924 im Karlsruher Tagblatt unter „Wandern und Reisen“ in blumigen Worten die Schönheit der Natur aus mit der Sehnsucht, dass das massive Hochwasser bald weichen möge. Ihrem Text ist auch zu entnehmen, dass die große Belle bis zu ihrem Fall der Sammelplatz tanzfroher Jugend war. Mitte Mai 1926 wurde im Botanischen Institut der Technischen Hochschule Karlsruhe bei einem Lichtbildervortrag der Bergwacht Schwarzwald die einstige „Belle“ in eine Reihe seltener Naturdenkmäler gestellt. Ins Schwärmen kam der Autor eines Sonntagsbeitrags „Badischen Presse“ von Anfang August 1928. Zwei Stunden schier ziehe sich der Kleine Bodensee hin bis nach Eggenstein. Dorthin, wo einstmals die große Belle stand, eine vierhundertjährige, breitkronige Pappel. Rauschend vermähle sich hier dies grandiose Altwasser mit dem Rhein. Es sei ein Segen, dass auch Karlsruhe seine Ruheort habe in seinen Rheinwäldern, in den idyllischen Altwässern, an den Ufern und in und auf den Wassern seines Rheins. Doch sollten alle diese Schönheiten eine Quelle der Volksgesundheit sein, vermerkt der Autor, dann müssten sie gepflegt, erhalten, geschützt und erschlossen werden. Sollte das Volk Besitz ergreifen von der wundervollen Landschaft, müssten schattige Wege ins Grün führen und billige Gelegenheit zum Hinauskommen geschaffen werden. Allerdings war die Zeit zumindest für größere Ausflugsfahrten nicht günstig. In Karlsruhe gab es Probleme beim Schiffspersonenverkehr. Mit der Weltwirtschaftskrise 1930 gingen die Fahrgastzahlen deutlich zurück. 1931 kam das Ausflugsangebot zwischendurch zum Erliegen. 1929 bis 1935 hatte die „Enderle von Ketsch“ immerhin ein gewisses Angebot an Ausflugsfahrten aufrecht erhalten. Ab 1937 unternah das Motorschiff „Viktor von Scheffel“ wenig erfolgreich Ausflugsfahrten bis nach Worms. Mit dem Kriegsausbruch endete der Personenverkehr in Karlsruher Hafen. Letzte Fernfahrten gab es ab Juni 1939. Ein wesentlicher Grund war, dass die Franzosen Treibminen aussetzten. An der „Belle“ hatten sich allerdings auswärtige Gruppen schon länger rar gemacht. Anfang August 1944 war es etwa der Schwarzwaldverein Karlsruhe, der bei seiner Nachmittagswanderung von Leopoldshafen aus an der „Belle“ Station machte.
Im Gemeindearchiv Eggenstein-Leopoldshafen fand sich der Hinweis, dass im Rhein bei der „Belle“ an einem Platz vom Ausfluss des „Bellehafens“ in den Rhein etwa 100 Meter aufwärts gebadet wurde. Die Gemeinde bat 1940 um eine Genehmigung als Freibadeplatz. Zu hören war jetzt, dass sich der Badebetrieb an einen Platz Richtung Fischerheim verlagerte und es nach dem Krieg an der „Belle“ keinen mehr gegeben haben soll.
Die „Lyra“ nahm ihre Vereinsaktivitäten nach dem Krieg 1946/47 wieder auf. Im Archiv von Kurt Kiefer findet sich für 1952 noch ein Dokument, das auf ein sehr wahrscheinlich an der „Belle“ stattfindendes Fest der „Lyra“ am 20. Juli hinweist. In einem Brief an den Vorstand zu Händen von Albert Schnürer erklärt sich die Brauerei bereit, die Veranstaltung mit Bier und Gerätschaften zu versorgen. Die Preise für jeweils einen Hektoliter bezifferten sich bei Lagerbier auf 68 Mark, bei Exportbier auf 78 Mark. Das Eis lieferte „Fels“ dieses Mal umsonst. Geliefert wurde 35 Garnituren von Festmöbeln mit Klapptischen und Bänken für 350 Leute. Die Bellefeste der „Lyra“ haben bis heute Bestand und Ausflügler zieht es auch aus der Umgebung nach wie vor per Rad, zu Fuß oder bis zum Parkplatz mit dem Auto zur „Belle“. Am 1. Mai 2019 strömten die Menschen scharenweise bei erstmals seit Längerem wieder frühsommerlichem Wetter zum Bellefest.
Foto um 1960/Gemeindearchiv
Vermutlich um 1960 entstand das Foto der „Belle“. Veröffentlicht wurde es in der alten Eggensteiner Chronik von 1965
Belle - Idylle in den Rheinauen 2019 von Alexander Werner
Alexander Werner hat am 10.08.2019 in den BNN einen Artikel zur Ortsgeschichte in Eggenstein veröffentlicht. Er befasst sich mit der Spankorbfabrik, die es ab 1937 beim südlichen Ortseingang von Eggenstein gab. Zuvor war dort die Spritfabrik Würzburger und später die Großbäckerei Griesinger.
Florierende Spankorbfabrik
Otto Velte brachte wirtschaftlichen Aufschwung und weit über 100 Arbeitsplätze
2018 fiel in Eggenstein mit dem Abriss des Kamins das letzte Baurelikt des früheren Fabrikgeländes am südlichen Ortseingang. Die Großbäckerei Griesinger war ins Industriegebiet umgezogen. Verwirklicht wird jetzt auf dem Gelände ein großes Wohnbauprojekt.
Ab 1885 residierte dort die Spritfabrik Würzburger. Deren komplettes Areal erwarb 1936 C.F. Böhringer & Söhne Mannheim. Die Firma war speziell am Brennrecht interessiert und veräußerte es an mehrere Interessenten weiter. Nördlich zog im alten Würzburger-Haus zuerst der Reichsarbeitsdienst ein. Dahinter siedelten sich die Hötzel-Kunststeine und weitere Unternehmen an.
Kaufmann Otto Velte erwarb 1936 die südliche, großräumige Produktionsfläche mit Anlagen und eröffnete dort ein Holzverarbeitungswerk. Viel mehr war darüber vor jetzigen BNN-Recherchen nicht bekannt.
Der 1900 in Weingarten geborene Velte machte sich bereits mit 18 Jahren in Karlsruhe als Tabakwarenhändler selbstständig. Sein Entschluss, in Eggenstein mit offiziellem Start zum 1. Januar 1937 eine Spankorbfabrik zu betreiben, fiel auf fruchtbaren Boden.
Im April 1937 sprach Bürgermeister Ludwig Endle vom Gewinn für die Erdbeergemeinde und die große Zahl von Einwohnern, denen die Fabrik Verdienst bringe. Dies spiegelte auch ein Zeitungsbeitrag nach einem Betriebsrundgang im Oktober 1937 wider. Viele 1000 Spankörbe wurden zuvor von außen für Spargel und Erdbeeren bezogen, hieß es. Dass nun im Ort produziert werde, sei deshalb umso bedeutsamer, weil der Spankorbbetrieb eines anderen Unternehmens in der Gottesauer Kaserne eingegangen sei. So sichere Velte jetzt die Produktionsquote und Versorgung der ganzen Gegend. Auf der Suche nach Produktionsräumen und im Bestreben, sie in einem anerkannten Absatzgebiet zu finden, sei sein Augenmerk sehr bald auf Eggenstein gefallen.
Velte habe Gebäude, Lagerplatz und Gleisanschluss im Ausmaß von 1,3 Hektar übernommen. Der Gründungstag sei für den Ort ein Markstein wirtschaftlichen Aufschwungs. Weit über 100 Menschen fänden Lohn und Brot. Darunter waren um die 90 weitgehend aus dem Ort stammende Flechterinnen. Täglich würden Hunderte von kleinen und großen Körben hergestellt. Auf dem Lagerplatz würden gewaltige Mengen von Langholz aus dem Schwarzwald zur Verarbeitung ruhen.
Der Artikel vermerkte nach Details zum Produktionsvorgang, dass die fertigen Körbe überwiegend in Waggons und in weiter entfernte Gebiete geschafft würden. Erzeugt wurden in späterer Phase auch noch andere Obst- und Gemüseverpackungen in Form von Holzsteigen und Kisten.
Hauptsaison für den florierenden Spankorbverkauf waren die Sommermonate mit Spitzenlagermengen von teils bis zu 400 000 Körben. Immer wieder schaltete Velte Stellenanzeigen gerade für Büro- und Kontorkräfte.
1944 zog er mit Familie von Karlsruhe aufs Firmengelände um. In der letzten Kriegsphase 1944/45 wurde er eingezogen, produziert aber nach seiner Rückkehr bereits 1945/46 erfolgreich weiter.
Ende der 50er-Jahre ergab sich infolge einer sich auf Pappe umstellenden Verpackungsindustrie eine neue Lage. Velte verkaufte die nördliche Hälfte des Areals Mitte 1960 an die GroßbäckereiGriesinger. Im verbleibenden Teil bezog er 1961 südlich vor den Betriebsanlagen sein neu erbautes Wohn- und Bürohaus.
Er stellte die Obstkorbfertigung ein und produzierte fortan Profilleisten und Rollladenstäbe aus Holz, später ergänzt mit dem Handel aus Kunststoff. Eingerichtet wurde zusätzlich Fabrikverkauf.
Dass Velte 1969 zwei Jahre vor seinem Tod schloss, hatte gesundheitliche Gründe. Seine beiden Söhne verkauften zuerst den Maschinenpark, dann an Griesinger das Firmengelände mit Wohnhaus 1971.
In jungen Jahren hatte Velte zudem als Anhänger der deutschen Nationalstenografie von sich reden gemacht. Die neue „Reichskurzschrift“, 1924 als deutsche Einheitskurzschrift eingeführt, sah er kritisch. Immer wieder berichteten Zeitungen vom Karlsruher „Verein für Nationalstenografie 1905“ mit seinem Vorsitzenden Velte. Zuletzt war er bis 1933 noch Ehrenvorsitzender.
Alexander Werner
Artikel von Alexander Werner zur Spankorbfabrik in Eggenstein Süd