Als ob die Menschen nicht schon genug von den unruhigen Zeiten gehabt hätten: im anbrechenden 17. Jahrhundert sollte alles noch schlimmer kommen, ja geradezu apokalyptische Ausmaße annehmen.
Es begann 1618, als sich die europäischen Großmächte in einen unglückseligen Krieg stürzten, der überall Leid, Zerstörung und Tod bringen sollte: dieser 30-jährige Krieg hinterließ auch in der Region seine Spuren. Inmitten des Krieges erließ 1629 Kaiser Ferdinand II. ein Restitutionsedikt, das den alten katholischen Glauben wiederherstellen sollte. Die Gottesauer Mönche kehrten aus ihrem Exil im Kloster Ochsenhausen zurück und beanspruchten erneut ihre alten Besitztümer und Rechte, auch in Eggenstein. Doch mit der Ankunft der protestantischen schwedischen Truppen sahen sich die Mönche wieder zur Flucht genötigt. 1634 wendete sich mit der Schlacht von Nördlingen erneut das Blatt: schon wieder wurden mit der Rückkehr der Mönche nach Gottesaue die alten Klosterrechte wiederhergestellt. Damit wurden Kirche und Pfarrei Eggenstein formal wieder gottesauisch und katholisch!
Die praktische und nachhaltige Rückführung der Bevölkerung zum Katholizismus scheiterte jedoch in den Wirren des Krieges. Bis 1636 wüteten plündernde durchziehende Truppen in den Hardtdörfern so schlimm, dass die gesamte Eggensteiner und Schröcker Bevölkerung mitsamt Vieh in dem mit Stadtmauern bewehrten Durlach Schutz suchte.
1642 versuchten jesuitische Geistliche eine erneute Rekatholisierung der Eggensteiner Bevölkerung. Dabei entdeckte der Jesuitenpater Philipp Thenle das im Zuge der Reformationswirren versteckte Madonnenbildnis auf dem Dachboden der Kirche und nahm es in Verwahrung. Er überführte die lebensgroße Holzstatue 1646 nach Maria-Linden bei Ottersweier, wo sich später noch so manch wundersames Ereignis in Verbindung mit dem Bildnis zugetragen haben soll. Die Madonna von Eggenstein kann dort übrigens noch heute besichtigt werden. 1648 wurde der unselige Krieg mit dem Westfälischen Frieden beendet. Und damit kam das endgültige Aus für Kloster Gottesaue und seine Mönche. Kloster und Besitztümer gingen erneut an die Markgrafschaft über und in rekatholisierten Dörfern zog wieder der Protestantismus ein.
Doch das nächste Unglück stand bereits vor der Haustür: im Pfälzischen Erbfolgekrieg zänkten sich Deutsches Reich und Frankreich um die pfälzer Lande. Im Spätjahr 1688 fielen französische Heere in die Pfalz und Gebiete östlich des Rheins ein und belagerten u.a. die Städte Worms, Speyer, Heidelberg, Mannheim und Philippsburg. Der Deutsche Reichstag in Frankfurt antwortete am 16.02.1689 mit einer Kriegserklärung, worauf der französische König Ludwig XIV. zähneknirschend den Rückzug seiner Truppen anordnete. Seinen Kriegsherrn Mélac ließ er dabei jedoch diese Gebiete systematisch plündern und brandschatzen. Eggenstein erlebte in diesem Jahr ein wahres Todestrauma: sämtliche Gebäude wurden niedergebrannt, selbst das Pfarrhaus mitsamt allen kirchlichen Aufzeichnungen ging in Flammen auf. Auch in der Kirche wurde böse gewütet: sämtliches Kirchengerät wurde geraubt und geplündert, die Fenster wurden eingeschlagen, die Glocken fortgeschafft. Einzig der Verbleib der geraubten Turmuhr konnte später ausfindig gemacht und diese daraufhin gegen eine Summe von 6 Gulden wiederbeschafft werden. Was in dieser Zeit im Flecken Schröck geschah ist nicht überliefert. Doch auch an den dortigen Gehöften ging die unruhige Zeit sicherlich nicht spurlos vorüber. Wie auch in Eggenstein führten die kriegerischen Zeiten zu einem rasanten Bevölkerungsschwund. Inmitten der Trummer und verlassenen Gehöfte standen die Menschen vor einem völligen Neubeginn.
Der Text stammt von Steffen Dirschka, ehemaliger Gemeindearchivar. Er wurde von Wolfgang Knobloch, ehrenamtlicher Museumsleiter, und der Gemeindearchivarin Katrin Kranich fortgeschrieben. Ausführlicher können Sie alles in den Chroniken der beiden Ortsgemeinden nachlesen, die im Rathaus und der Buchhandlung Krissel erhältlich sind.