bunter Herbswald

Forstwirtschaft

Zehnjahresplanung im Forst

Forstwirtschaft ist gelebte Nachhaltigkeit. Die Sicherstellung der Nachhaltigkeit ist eine der wichtigsten Aufgaben der Forsteinrichtung, d.h. die vielfältigen Leistungen des Waldes wie Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion sollen dauernd und optimal zum Nutzen der gegenwärtigen und vor allem künftiger Generationen erhalten werden.

Forstwirtschaft ist langfristig angelegt. So spricht man beispielsweise beim Baum des Jahres 2017, der Fichte, von einem schnell wachsenden Baum, weil er mit 80 Jahren schon erntereif ist. Infolgedessen erfolgt die Planung der Forstwirtschaft in einem Zehnjahreszeitraum.

Alle 10 Jahre wird unser Wald gründlich inspiziert, d.h. der aktuelle Zustand wird kontrolliert und inventurmäßig erfasst, mit der vergangenen Planung abgeglichen und die Ziele für die nächsten 10 Jahre erstellt. Dies war 2017 wieder fällig für den Forsteinrichtungszeitraum 2017 bis 2026. In Zusammenarbeit mit der zuständigen unteren Forstbehörde und unserem Revierförster Friedhelm Booms hat Fachmann Georg Löffler, Forsteinrichter genannt, von der Landesforstverwaltung in Freiburg unseren Wald in Augenschein genommen und dem Gemeinderat das Ergebnis vorgestellt.

Forsteinrichter Löffler bescheinigt uns:

  • „Der Gemeindewald ist in einem Top-Zustand.
  • Es ist ein schöner und wertvoller Wald.
  • Förster Booms arbeitet sehr intensiv in der Jungbestandspflege.
  • Die Baumartenmischung im Betrieb ist sehr bunt. Keine der Baumarten erreicht einen Anteil von mehr als 15%.
  • Die Eiche ist mittlerweile mit 14% die führende Baumart im Betrieb.
  • Es haben auch wirtschaftlich kaum oder gar nicht nutzbare Baumarten einen Flächenanteil von ca. 20%.“

Unsere Gemeinde hat bereits seit 2003 ein Leitbild, an welchem sich die Bewirtschaftung unseres Forstes ausrichtet. Die Funktionen des Waldes werden nach ihrer Wichtigkeit für die Gemeinde geordnet. Die größte Bedeutung wird der Schutzfunktion zugeschrieben. Die Gemeinderäte betonen, dass die Erholungsfunktion gegenüber der Nutzfunktion dominiert. Deshalb werden auch betriebswirtschaftlich Defizite in Kauf genommen. In den letzten 10 Jahren waren dies im Durchschnitt jährlich 43.000 Euro.

Dr. Eichkorn, Abteilungsleiter Forstbezirk West, führte in einer Gemeinderatssitzung aus, dass der aktuelle Holzvorrat so hoch wie nie zuvor ist und daher auch der Holzeinschlag größer geplant ist als der Zuwachs. Bis 2026 sind insgesamt 32.328 Erntefestmeter Hiebssatz geplant. Als Pflanzfläche sind insgesamt 33,1 ha vorgesehen. Der hohe Hiebssatz liegt vor allem an den vielen kranken Eschen, die aufgrund des Eschentriebsterbens entnommen werden müssen und dem weiterhin hohen Bestand an hiebsreifen Hybridpappeln.

„Für den Forst bedeuten die mehr als doppelt so großen Pflanzflächen nach Ausfall der Eschen durchs Eschentriebsterben ein organisatorisches, finanzielles und personelles Arbeitspensum, das nur schwer zu bewältigen ist“.

So der Forsteinrichter Georg Löffler in seiner Präsentation vor dem Gemeinderat für den anstehenden Zeitraum 2017 bis 2026.

Was passiert mit den Pappeln aus unserem Wald?

Wir haben in unserem Wald große Pappelbestände, bei denen aufgrund ihrer Größe Handlungsbedarf besteht. Denn die Pappeln werden in Abhängigkeit Ihrer Güte und Dicke verkauft. So gehen die dicken Stämme über 75 cm Durchmesser in ein Sägewerk nach Philippsburg. Dort werden sie zu Paletten verarbeitet. Sie dürfen aber maximal 95 cm sein, sonst passen sie nicht mehr in die Säge. Sie müssen also geerntet werden, bevor sie unverkäuflich werden.

Einige Pappeln belassen wir allerdings in Alt- und Totholzgruppen. Rund 10% der Waldfläche wird nicht bewirtschaftet, sondern der Natur überlassen. Dort können die Pappeln bis zu ihrem Zerfall dick werden und wertvollen Lebensraum bieten.

Über viele Jahre wurden die dicken Pappeln unter anderem nach Italien exportiert, wo aus ihnen traditionell Möbel gefertigt wurden, doch derzeit ist die Nachfrage leider gering.

Die mittelstarken Hölzer werden in einer Schälfabrik in der Pfalz zu dünnen Furnieren vom rotierenden Stamm geschält, wie wir es vom Bleistift anspitzen kennen. Daraus werden Obstkisten gefertigt. Auch hier ist die Nachfrage rückläufig, weil immer mehr auf Mehrwegplastikkisten umgestellt wird.

Die dünnen Stämme werden in eine Holzmühle in Württemberg gefahren, wo sie zu Holzmehl gemahlen werden. Dieses wird als Ballaststoff in Nahrungsmittel und Tiernahrung verwendet, aber auch als Einstreu in besonderen Tierkäfigen. Dies ist eine sehr hochwertige Verwendung, so dass paradoxerweise in diesem Fall die Pappel als das schlechteste Holz mit die höchsten Preise erzielt.

Die Reisighaufen werden zu Hackschnitzeln für die Spanplattenindustrie in der Region oder für Biomasseheizkraftwerke eingesetzt.

Fürs Pappelholz bekommt man nun schon seit Jahren konstant 45 € je Festmeter bei vergleichsweise hohen Aufarbeitungskosten. Für nur einen einzigen Stamm einer Schwarznuss erzielte der Förster 2016 für zwei Festmeter stolze 1.800 Euro.

Aber Waldwirtschaft ist nachhaltig, d.h. die vielen wertvollen Bäume in unserem Wald werden nachfolgende Generationen ernten. Wir ernten noch einige Jahre überwiegend Hybridpappeln und Eschen wegen des Triebsterbens. Nach dem Ende der Hiebs- und Pflanzsaison ist der Förster mit der Abrechnung der Holzernte und dem Antrag von Fördermitteln beschäftigt.