Neubeginn und wirtschaftlicher Aufschwung im 18. Jahrhundert

Nicht nur in Eggenstein und Schröck, auch in den umliegenden Städten und Dörfern musste sich das Leben neu organisieren. Einstige Machtzentren der Region wie die Residenzstadt Durlach mit ihrer Karlsburg oder die Amtsstadt Mühlburg mit ihrem Schloß lagen in Trümmern. Doch in der gesamten Hardt fiel der Neubeginn schwer und noch lange war die Gegend als verarmte Region verrufen. In dieser ohnehin drangsalsvollen Zeit verstarb 1709 auch noch der alte Markgraf und dessen Sohn Karl Wilhelm übernahm die Regierungsgeschäfte. Doch schnell hatte er es sich mit der Durlacher Bevölkerung verscherzt: als wären seine ärgerlichen Affären und kostspieligen Eskapaden nicht schon genug gewesen, ließ der neue Regent nun auch noch eine neue und protzige Schlossanlage in absolutistischer Manier entwerfen, die so gar nicht in das verwinkelte und beschauliche Durlach passen wollte. Der Markgraf zog Konsequenzen und beschloß kurzerhand, das neue Residenzschloß im westlich gelegenen Hardtwald zu errichten.

Am 17. Juni 1715 erfolgte inmitten des Hardtwaldes die Grundsteinlegung zum Turm des neuen Schlosses Carolsruhe. Ganz in absolutistischer Manier wurden der Anlage recht ausgeklügelte Pläne zugrunde gelegt: das neue Schloß sollte nicht nur strahlengleich den Geist der neuen Zeit und den Herrschaftsanspruch des Markgrafen bis in den letzten Winkel des badischen Territoriums ausstrahlen, es wurde auch selbst recht geschickt in ein vorhandenes geometrisches System umliegender Kraftorte eingebunden. Dem Kirchturm der Eggensteiner Pfarrkirche soll hierbei übrigens eine wichtige geometrische und planerische Funktion zugekommen sein. Während inmitten des Hardtwaldes die neue badische Residenz im Entstehen war, versuchten die Eggensteiner zurück zur Normalität zu finden. Im Dorf entstanden die Gehöfte von neuem und neben der Landwirtschaft, der Fischerei und dem Handwerk entstanden neue Gewerbeformen. So wurde spätestens um 1700 bereits Gold gewaschen, ab 1750 wurde die Torfstecherei gefördert. Obwohl bereits im Jahr 1536 eine Ziegelei im Orte bestanden hatte, wurde auch dieser Erwerbszweig im 18. Jahrhundert weiter ausgebaut. Neben den Bau einer neuen Gemeindeziegelei im Jahre 1786 entstanden in den folgenden Jahrzehnten weitere Ziegeleien auf dem Gemarkungsgebiet. In der Landwirtschaft kamen zu den üblichen Getreidesorten Roggen, Weizen, Gerste, Dinkel und Hafer sowie den weiteren Felderzeugnissen Flachs, Hanf, Kraut, Rüben und Obst um 1719 der Tabak, ab ca. 1760 die Kartoffel, der Krapp und seit 1850 der Spargel hinzu. In der Pferdezucht nahm Eggenstein mit der Zeit eine überörtliche Bedeutung an.

Die Schröcker Höfe erlebten im 18. Jahrhundert einen ungekannten Aufschwung. 1721 errichteten die Einwohner ein neues Rathaus. Am Fuße des Hochgestades wurde ein Hafenplatz angelegt und 1750 errichteten gar einige Privatleute zur Förderung des Handels ein Warenlagerhaus mit Kranen. Der gestiegenen Bedeutung des Ortes entsprechend wurden die bislang zu Eggenstein gehörigen Schröcker Höfe 1762 zur eigenständigen Gemeinde erhoben: der Flecken erhielt eine eigene Gemarkung, eigene Grund- und Pfandbücher sowie ein eigenes Dorfsiegel. Auch in den folgenden Jahrzehnten wollte der wirtschaftliche Boom in Schröck nicht zum Stillstand kommen. 1765 wurde im einstigen Klosterhof eine herrschaftliche Salpetersiederei eingerichtet, 1768/69 folgte die Errichtung einer großherzoglichen Poststation. Menschen aus der Umgegend zogen nach Schröck. An den Hauptverkehrsstraßen entstanden neue Gastwirtschaften. 1808 wurde der Zwischenhafen zu Schröck zur Ein- und Ausladestelle am badischen Ufer erklärt. Eine gleiche Berechtigung besaßen nur noch Mannheim und Neufreistett bei Kehl. Das 18. Jahrhundert war somit ein Jahrhundert neuerlichen Wachstums, was sich auch in den Bevölkerungszahlen bemerkbar machte: in Eggenstein wuchs die Zahl der Einwohner von 211 Personen im Jahr 1698 auf 599 im Jahr 1770 und schließlich auf die Anzahl von 751 Anno 1802. In Schröck stieg die Einwohnerzahl von 50 im Jahr 1709 auf 347 Personen im Jahre 1809.

Der Text stammt von Steffen Dirschka, ehemaliger Gemeindearchivar. Er wurde von Wolfgang Knobloch, ehrenamtlicher Museumsleiter, und der Gemeindearchivarin Katrin Kranich fortgeschrieben. Ausführlicher können Sie alles in den Chroniken der beiden Ortsgemeinden nachlesen, die im Rathaus und der Buchhandlung Krissel erhältlich sind.