Vorgeschichtliche Zeit

Die geschichtlichen Wurzeln Eggenstein-Leopoldshafens reichen weit ins Dunkel vorgeschichtlicher Zeiten zurück. Wie archäologische Funde aus dem Bereich der heutigen Baggerseen im Gewann Oberau vermuten lassen, lebten bereits in der Jungsteinzeit (5.-3. Jahrtausend v. Chr.) Menschen auf der Gemarkung. Weitere Funde aus dem Tiefgestade belegen einen zumindest zeitweisen Aufenthalt von Menschen in den darauffolgenden jüngeren Zeitepochen der Urnenfelderzeit (13.-8. Jahrhundert v. Chr.), der Römerzeit (1.-3. Jahrhundert n. Chr.) und der Merowingerzeit (6.-7. Jahrhundert n. Chr.).

Der archäologische Befund legt nahe, dass sich die ersten Siedler der Gemarkung nach den kulturhistorischen Umbrüchen an der Schwelle zur Jungsteinzeit zunächst an den wasserreichen und verschlungenen Armen des Rheins aufhielten, wo Fischfang und Jagd einen ausreichenden Nahrungserwerb ermöglichten. Im Zentrum archaischer Glaubensvorstellungen mag das vielfältige Wirken schicksalhafter übersinnlicher Kräfte gestanden haben, das sich an bestimmten Orten in der Natur in besonderer Weise zu manifestieren schien. So könnte bereits in jungsteinzeitlicher oder spätestens keltischer Zeit am heutigen Kirchberg eine monolithische Steinsetzung entstanden sein. Darauf dürfte auch der früheste Ortsname Hecinstein oder Eckenstein hinweisen, was in althochdeutscher Sprache soviel wie Spitzstein bedeutet.

Die besonderen klimatischen und geografischen Verhältnisse am Rhein zogen im Laufe der Zeit die unterschiedlichsten Völkerschaften an, was für wechselhafte kulturelle Verhältnisse und mitunter kriegerische Auseinandersetzungen sorgte. Auf die steinzeitliche eher matriarchal geprägte Kultur folgten partriarchale Kriegervölker indogermanischen Ursprungs. Ab dem 1. nachchristlichen Jahrhundert wurde die Bevölkerung keltischer Prägung im Zuge von Eroberungsfeldzügen des römischen Imperiums auf rechtsrheinischem Gebiet ausgelöscht, vertrieben oder assimiliert. Die rechtsrheinische römische Zeitepoche wurde im 3./4. Jahrhundert durch einfallende Stammesverbände der Alemannen beendet und diese wiederum mussten sich bis zum Jahr 537 den merowingischen Franken geschlagen geben.

Die kulturellen und religiösen Bräuche waren in diesen Zeiten einem vielfältigen Wandel unterworfen und allerspätestens mit dem Wirken christlicher Missionare vom 6.-8. Jahrhundert war in der Region die flächendeckende Umwandlung zum Christentum frühmittelalterlicher Prägung vollzogen. Die zu diesem Zeitpunkt mit hoher Wahrscheinlichkeit bestehende und wie auch immer geartete Kultstätte am Kirchberg wurde für kirchliche Zwecke vereinnahmt und umgewandelt. Zu einem heute nicht mehr ermittelbaren Zeitpunkt entstand an dieser Stelle ein erstes Gotteshaus.

In fränkische Zeit fiel auch der Beginn der Urbarmachung des Sandrückens im Raum zwischen Rastatt und Schwetzingen. Nicht zuletzt, um die ständige Wanderung von Flugsand einzudämmen, legten Kriegsgefangene und Knechte mit dem Hardtwald einen Königsforst an.

Der Text stammt von Steffen Dirschka, ehemaliger Gemeindearchivar. Er wurde von Wolfgang Knobloch, ehrenamtlicher Museumsleiter, und der Gemeindearchivarin Katrin Kranich fortgeschrieben. Ausführlicher können Sie alles in den Chroniken der beiden Ortsgemeinden nachlesen, die im Rathaus und der Buchhandlung Krissel erhältlich sind.