Die Erstnennungen von Eggenstein und Leopoldshafen

Ins Licht der schriftlich überlieferten Geschichte tritt Eggenstein-Leopoldshafen im frühen Mittelalter des 8. Jahrhunderts. In den vielen Jahrzehnten zuvor waren Adlige durch ihren Kriegsdienst zu ausgedehnten Streubesitzungen an Grund und Gütern gelangt. Die christliche Kultur war noch jung und Bistümer, Klöster und Missionare suchten die neue messianische Geistesströmung in der Bevölkerung verstärkt zu verankern.

Im Jahre 764 erfolgte mit der Neugründung der Reichsabtei Lorsch unweit von Heidelberg ein weiterer Schritt zur Festigung weltlicher und kirchlicher Machtstrukturen. In der Folgezeit wurde das Kloster durch fromme adlige Stifter mit zahlreichen und weit verstreut liegenden Gütern ausgestattet. Auch die vermutlich aus der dortigen Gegend stammenden verheirateten Adligen Herbo und Rotlint taten dies und so geschah es, dass sie am Freitag, den 13. Juni 766 ihre Besitztümer in Eggenstein dem Kloster und dem dort als Reliquie verehrten Heiligen Nazarius vermachten. Ihre im Lorscher Codex als Abschrift erhalten gebliebene Besitzübertragung lautet in deutscher Übersetzung wie folgt: Schenkung des Herbo [in] Hecinstein. Im Namen Christi. Tag [der] Iden des Juni im Jahr 14 des Königs Pippin. Ich Herbo und meine Gemahlin Rotlint geben dem Märtyrer Sankt Nazarius, der dem Leibe nach im Kloster Lorsch ruht, wo der ehrwürdige Gundeland als Abt vorsteht, was immer wir im Ufgau im Dorfe Hecinstein besitzen mögen durch abgelegtes Handgelöbnis. Geschehen im Kloster Lorsch. Zeitpunkt wie oben.

Weitere Schenkungen an das Kloster erfolgten am 01. Juli 784 durch Graf Gerold und seine Frau Imma und am 12. September 786 oder 805/813 durch die Adlige Autgard. Aus den Urkundentexten des Klosters Lorsch erfahren wir außerdem von der Existenz eines heute nicht mehr bestehenden Dorfes Namens Frechstatt, dessen ehemalige Lage wir entweder im südwestlichen Tiefgestade von Eggenstein, im sogenannten Altstetter Feld, vermuten dürfen oder auf einem nicht mehr existierenden Hochgestadesporn zwischen Leopoldshafen und Linkenheim. Auch von dort sind Stiftungen an das Kloster zum eigenen Seelenheil belegt. Was in den nächsten 300 Jahren nach den Schenkungen ans Kloster Lorsch geschah, liegt völlig im Dunkeln. Kein einziges Dokument hat sich aus der Zeitspanne von 800 bis ca. 1100 erhalten. Nördlich von Eggenstein entstand vermutlich Anfang bis Mitte des 12. Jahrhunderts als hochmittelalterliche Rodung auf einem markanten Gestadesporn gen Rhein eine aus einem oder mehreren Höfen bestehende Ausbausiedlung, die Schröck genannt wurde. Die Erstnennung dieses Fleckens datiert aus dem Jahr 1160. Damals hatte sich ein dortiges Hofgut im Besitz der Grafen von Calw befunden und diese verkauften es an das Kloster Maulbronn, was in einer Urkunde vom 01. Juli 1160 des Bischofs Günter von Speyer bekräftigt wurde. Damit wurde das Hofgut eine von Laienbrüdern bewirtschaftete Grangia, welche die örtlichen Liegenschaften und Erträgnisse des Klosters verwaltete und zu der auch ein „Klösterlein" gehörte.

Der Text stammt von Steffen Dirschka, ehemaliger Gemeindearchivar. Er wurde von Wolfgang Knobloch, ehrenamtlicher Museumsleiter, und der Gemeindearchivarin Katrin Kranich fortgeschrieben. Ausführlicher können Sie alles in den Chroniken der beiden Ortsgemeinden nachlesen, die im Rathaus und der Buchhandlung Krissel erhältlich sind.