Die Jahrhunderte des Mittelalters verliefen in Eggenstein-Leopoldshafen mitunter turbulent und waren durch wechselnde Besitzverhältnisse im Ort geprägt.
Während leider die örtlichen schriftlichen Quellen zur Alltagsgeschichte in den Wirren späterer Kriege verloren gegangen sind, können zumindest die überregionalen geschichtlichen Ereignisse rekonstruiert werden.
Zu Beginn des 12. Jahrhunderts war das Leben der Menschen zumeist religiös und kirchlich geprägt. Noch immer wurden neue Klöster gegründet. So auch im Falle des Klosters Gottesaue, das per Stiftungsurkunde des Kaisers Heinrich V. am 15. August 1110 auf heutigem Karlsruher Stadtgebiet gegründet wurde.
Für Eggenstein bedeutete dies einen größeren Gebietsverlust: der gesamte südliche Teil der Gemarkung wurde abgetrennt und den Gottesauer Mönchen überlassen. Diese rodeten die dortigen Wälder und gründeten Neureut.
Die Entscheidungsgewalt über religiöse Fragen in Eggenstein übte zu dieser Zeit das Bistum Speyer aus. Im Jahre 1160 verfügte der Bischof, dass die Pfarrei Eggenstein die in der Nähe liegenden Siedlungen Frechstatt und Schröck kirchlich zu betreuen hatte.
Das religiöse Gepräge änderte sich erneut im Jahre 1239, als Kirche und Pfarrei Eggenstein dem Kloster Gottesaue übertragen wurden. Die Eggensteiner Kirche schien damals von größerer Bedeutung gewesen zu sein: 1240 wurde nicht nur das Kloster Gottesaue sondern auch ausdrücklich die Eggensteiner Kirche dem direkten und besonderen apostolischen Schutz des Papstes unterstellt. Jene wurde 1260 als den Heiligen Vitus und Modestus geweiht bezeichnet.
Trotz aller zeitgenössischer Frömmigkeit waren Zänkereien über Rechte und Gebietsansprüche an der Tagesordnung. Während Eggenstein dem Kloster Gottesaue unterstellt war, gehörten maßgebliche Besitztümer im nördlichen Schröck zum Kloster Maulbronn.
1294 kam es zum Streit über ein Mühlengewässer, da eine Schröcker Mühle von Eggensteiner Gewässer gespeist wurde. So verlangte das Kloster Gottesaue eine Entschädigung für die Gewässernutzung und drohte mit der Sperrung des Baches. Letztlich kam es zu einem Vertrag, in dem die Maulbronner Mönche Gottesaue jährlich 4 Unzen Heller wegen des Eggensteiner Wassers zu entrichten hatten.
Ein weiterer Streit entflammte zwischen Kloster Gottesaue und dem linksrheinischen Kloster Hördt über das gemeinschaftliche Fischen am Altrhein. 1336 einigte man sich in einem Vertragswerk, in dem festgeschrieben wurde, dass sich die Klöster die Fischgewässer je zur Hälfte aufteilten, wobei den Einwohnern von Eggenstein vom Gottesauer Anteil ein Drittel zustand.
Wenngleich nicht an einem bedeutenden Handelsweg gelegen, so gewann Schröck dennoch aufgrund seiner strategisch günstigen Lage am Rhein als Zoll- und Fährort zunehmend an Bedeutung. Wie einer Rechtsverleihungsurkunde von König Wenceslaus an Markgraf Bernhard von Baden aus dem Jahr 1382 zu entnehmen ist, bestand zu dieser Zeit bereits eine Zollstelle „zu Schreck uf dem Rheine". 1390 ist erstmals die Existenz einer „Fahr" zu Schröck belegt, also einer Fähre für den Personen- und Warenverkehr zwischen den Rheinufern. Ein Verhörprotokoll von 1440 belegt zudem, dass sich bereits zu diesem Zeitpunkt eine Gastwirtschaft in der Nähe der Zollstation befand, dessen namentlich genannter Wirt Cuntz Radspynner gleichzeitig als markgräflicher Zollbeamter fungierte.
Der Text stammt von Steffen Dirschka, ehemaliger Gemeindearchivar. Er wurde von Wolfgang Knobloch, ehrenamtlicher Museumsleiter, und der Gemeindearchivarin Katrin Kranich fortgeschrieben. Ausführlicher können Sie alles in den Chroniken der beiden Ortsgemeinden nachlesen, die im Rathaus und der Buchhandlung Krissel erhältlich sind.